Darmmikrobiota, wie beeinflusst sie unsere Gesundheit?
Von Darmbakterien produzierte kurzkettige Fettsäuren sind nützlich für die Gesunderhaltung des Darms und schützen ihn vor Entzündungen und der Entstehung von Tumoren. Die Mikrobiota hält das Immunsystem „trainiert“. Eine Mikrobiota, die reich an Bakterien ist, die in der Lage sind, die in Obst und Gemüse enthaltenen Flavonoide zu verdauen und zu fermentieren, fördert die Produktion von Substanzen, die eine schützende Wirkung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben. Nahrungsmittel, die reich an gesättigten Fettsäuren und sehr kalorienreich sind, fördern stattdessen die Vermehrung entzündungsfördernder Bakterienstämme. Einige von der Darmmikrobiota produzierte Substanzen scheinen an der Regulierung des Appetits und der Gewichtszunahme beteiligt zu sein. Bei einer ballaststoffarmen Ernährung nimmt die Population der Bacterioides ab, die der Firmicutes zu und mehrere Studien legen nahe, dass das Verhältnis zwischen Bacterioides und Firmicutes ein wichtiger Faktor bei Fettleibigkeit ist. Generell ist eine hohe Diversität der Mikrobiota, also das Vorhandensein vieler unterschiedlicher Mikrobenstämme, wünschenswert.
Viele Forscher untersuchen die Rolle der Mikrobiota bei Krankheiten und wie man zu präventiven oder heilenden Zwecken eingreifen kann. Allerdings ist das Wissen noch begrenzt. Einige Studien haben die positiven oder negativen Auswirkungen bestimmter Mikroorganismen hervorgehoben. Theoretisch wird die Gesundheit gefördert, indem die Darmmikrobiota mit „guten“ Bakterien auf Kosten „schlechter“ Bakterien angereichert wird. Eine ideale Mikrobiota, die für alle gleich ist, kann es allerdings nicht geben: Gene und individuelle Eigenschaften spielen eine entscheidende Rolle.
Probiotika tragen wesentlich zur Modulation der Mikrobiota bei, allerdings scheint es immer noch sehr kompliziert, sie nur durch eine Ernährungsumstellung zu beeinflussen.
Nur durch die Kombination von Interventionen und neuen Erkenntnissen in der Nutrigenetik, Nutrigenomik und Metagenomik können individuelle Interventionen entwickelt werden: Eine personalisierte Ernährung muss daher auch die Art der Mikrobiota der betreffenden Person berücksichtigen.
Gemäß der offiziellen Definition der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) und der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind Probiotika „lebende Organismen, die dem Wirt bei Verabreichung in ausreichender Menge einen gesundheitlichen Nutzen bringen“. Der Begriff „Probiotikum“ bedeutet „für das Leben“ (vom lateinischen Partikel „pro“ – „zugunsten von“ – und dem griechischen Adjektiv „biotikos“ – „bios“ – „Leben“). In diesem Sinne entstand das Konzept des Probiotikums lange vor seiner Definition: Im Jahr 1908 stellte der russische Biologe Elie Metchnikoff die These auf, dass die Langlebigkeit bulgarischer und kaukasischer Schäferhunde (d. h. des Anteils der Bevölkerung, der ein Alter von hundert Jahren erreichte) vom massiven Verzehr von Joghurt abhänge. Die optimistischen Schlussfolgerungen des russischen Wissenschaftlers hatten den Vorteil, die Aufmerksamkeit der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft auf die im Joghurt vorhandenen Bakterien, die sogenannten Milchsäurebakterien, zu lenken, auch wenn diese nicht
alle gelten als reine Probiotika.
Per Definition sind Probiotika nicht pathogene Mikroorganismen (Bakterien oder Hefen) der Mikrobiota, die sich bei oraler Verabreichung vermehren und den Magen-Darm-Trakt in ausreichender Zahl besiedeln können, um positive Auswirkungen auf den Wirt zu erzielen.
Probiotika stellen einen wirtschaftlichen, sicheren ernährungstherapeutischen Ansatz dar, der frei von langfristigen negativen Nebenwirkungen ist und eine nachgewiesene Wirksamkeit bei der Behandlung von Immun-, Verdauungs- und Atemwegserkrankungen aufweist.
Nachfolgend finden Sie eine nicht erschöpfende Tabelle zur therapeutischen Verwendung von Probiotika.
im pädiatrischen Alter | im Erwachsenenalter |
Unterstützt durch klinische Studien • Akuter infektiöser Durchfall • Antibiotika-induzierter Durchfall • Darmallergie • Nahrungsmittelallergie • Laktoseintoleranz • Nekrotisierende Enterokolitis • Neurodermitis |
Unterstützt durch klinische Studien • Akuter infektiöser Durchfall • Antibiotika-induzierter Durchfall • Nahrungsmittelallergie • Clostridium difficile-Infektion • Reisedurchfall • IBD und Pouchitis • Neurodermitis • Reizdarmsyndrom Aufgrund klinischer Studien empfohlen • NAFLD/NASH und Fettleibigkeit • Dyslipidämie • Kolondivertikulose • Chronische Verstopfung |